Immer wieder treten Rum-Sammler an uns mit Fragen heran, auf die sie unmittelbar keine Antwort finden können oder die sie seit langem beschäftigen. Wir verfügen natürlich über kein "absolutes" Rum Wissen, haben uns jedoch in der Vergangenheit mit ähnlichen Themen herumgeschlagen. Anbei eine (nicht abschliessende) Aufstellung "klassischer" Fragen und die dazugehörenden Antworten. Diese basieren natürlich auf unseren Ansichten, Erfahrungen und einigen externen Quellen.
Zuerst einmal halten wir absolut nichts von Rankings die in x-beliebigen Zeitschriften publiziert werden. Oftmals handelt es sich dabei um bezahlte Artikel hinter denen grosse Spirituosen-Konzerne stehen oder die von einem Journalisten mit etwas Halbwissen für das Massenpublikum zusammengestellt worden sind. Hilfreicher sind eher Rankings von bekannten Rum-Bloggern, wobei diese rein auf der subjektiven Wahrnehmung des Bloggers basieren. Interessant ist auch eine kürzlich veröffentlichte Auswertung von Rum-X, die basierend auf den Bewertungen ihrer User ein Ranking erstellt hat (hier klicken). Leider erreicht nicht bei allen Abfüllungen die Anzahl Bewertungen eine statistisch relevante Grösse, doch kann die Auswertung als Kaufhilfe durchaus empfohlen werden. Wir von Rum Rarities empfehlen jeden unserer Kunden sich selbst ein Bild ihrer eigenen geschmacklichen Präferenzen zu machen, sich mit anderen Sammlern auszutauschen, aktiv Informationen zu Herstellern und Abfüllern einzuholen und auf Basis dessen ihr eigenes, ganz persönliches Ranking zu erstellen. ... und noch eine Empfehlung: Bitte nicht den ursprünglichen Verkaufspreis als Qualitätskriterium heranziehen! Es gibt Abfüllungen auf dem Markt, die zu überhöhten Preisen und mit viel Marketing-Unterstützung herausgegeben werden (und das viele Geld nicht wert sind).
Die klare Antwort auf diese Frage ist "Nein". Wir haben schon einen 50jährigen Rum probieren dürfen der absolut überholzt (und unseres Erachtens ungeniessbar) war und sind von einem jungem, dreijährigen Rum schlichtweg überwältigt worden. Prinzipiell gilt: je jünger der Rum, desto "ungestümer" und authentischer wirkt er. Mit zunehmenden Alter wird der Rum eleganter, vielschichtiger und verliert seine "Ecken". Bleibt der Rum zu lange im Fass, können die Holzaromen die Überhand gewinnen und er ist kaum noch geniessbar. Der Produzent bzw. Abfüller muss somit entscheiden wann der richtige Zeitpunkt ist, den Rum aus dem Fass zu nehmen. Wir empfehlen unseren Kunden Rums verschiedenen Alters zu probieren, um so ihre ganz eigenen Präferenzen zu entdecken.
Die Frage ist ein Klassiker auf die es keine eindeutige Antwort gibt. Eine generelle Empfehlung die wir abgeben ist sich auf nahmhafte Hersteller und Abfüller zu fokussieren und von diesen limitierte Abfüllungen zu kaufen. Auf Nummer sicher geht der Sammler, wenn er zudem noch Abfüllungen ergattern kann, die vor der Jahrtausendwende (optimalerweise 70er / 80er Jahre) gebrannt worden sind. Leider sind solche Abfüllungen heutzutage nicht mehr zu einem Schnäppchenpreis zu bekommen und sind in Aktionen sehr begehrt. Eine günstigere Option ist es aktuelle, limitierte Abfüllungen von namhaften Herstellern/Abfüllern zu kaufen, die in der Rum-Szene aufgrund ihrer Qualität sehr gut ankommen. Doch hier heisst es sehr schnell zu sein, da diese Abfüllungen meist innert kürzester Zeit ausverkauft sind. Somit auch hier die Empfehlung: Eine Rum-Sammlung sollte man sich nie als reine Geldanlage aufbauen sondern aus purer Leidenschaft!
Zu dieser Frage gehen die Meinungen einiger Sammler auseinander, da die Dokumentationslage auf ersten Blick nicht eindeutig ist. Leider tragen einige Internetseiten nicht dazu bei, da sie ohne jegliche Grundlage behaupten, die alten Zacapa-Abfüllungen enthalten noch wahrlich 23jährigen Rum und sind somit "Non-Solera". Auf ersten Blick mag dies nachvollziehbar sein, da die alten Abfüllungen geschmacklich von den aktuellen deutlich abweichen. Dies ist unseres Erachtens darauf zurückzuführen, dass nach dem Kauf von Zacapa durch Diageo die Ausstossmengen bei Zacapa gestiegen sind, was zu geringeren Anteilen gealterter Rums in den Blends (und somit zu einer Veränderung des bisherigen Geschmacks) geführt hat. In einem kürzlich im Rumporter erschienenen Interview, legt Lorena Vasquez die Master Blenderin bei Zacapa klar, dass ihr über 40jährige Erfolg in der Rum-Welt die Anwendung der "Solera dinámica"-Methode zurückzuführen ist (hier klicken). Somit sollte klar sein, dass bereits die alten Abfüllungen auch Solera-Rums sind! Wir empfehlen an dieser Stelle auch noch einen spannenden Artikel von René van Hoven, der Lorena Vasquez 2009 zu dem Herstellungsprozess von Zacapa interviewt hat (hier klicken).
In Sammlerkreisen scheint tropisch gereifter Rum "en vogue" zu sein bzw. stellt offensichtlich ein Qualitätsmerkmal für Rum dar. Es ist bekannt, das Rum in den Tropen ca. dreimal schneller reift als in kälteren Gefilden. Somit entspricht 1 Jahr tropischer Reifung in etwa 3 Jahre kontinentaler Reifung. Zudem ist der Angel's share bei tropisch gereiften Rums dadurch wesentlich höher. Letzteres führt zu einer Verringerung der im Fass verbleibenden Menge Rum uns somit zu einer Verteuerung der übrig gebliebenen Menge. Was ist jedoch nun besser bzw. welche Alterungsmethode führt zu dem besseren Rum? Wir sind der Ansicht, dass beide Methoden (und teilweise eine Kombination aus beiden Methoden) zu sehr guten Ergebnissen führt. Unserer subjektiven Meinung nach ist die kontinentale Reifung eher dazu geeignet, wenn man lang gereifte Rums erzeugen möchte (30+ Jahre Alterung). Es gibt genügend alte Guyana Rums (bspw. von Cadenhead) die dies belegen. Tropisch gereifte Rums sind jedoch das authentischere Produkt, da sie vor Ort produziert und gealtert wurden. So ist bspw. ein zehnjähriger vor Ort auf Marie Galante gereifter Rhum Bielle eine Offenbarung. Die Antwort auf die obenstehende Frage lautet somit: "Am besten von beidem und in ausreichender Menge!"
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